Das erste Nachbarschaftsfest in der Eckenbachstraße – ein Bericht einer Alltagsbegleiterin von FLEck e.V.:
20. August 2016, kurz vor 15 Uhr: Die Straße vor der Flüchtlingsunterkunft ist bestückt mit vielen Biertischgarnituren, weiße Tischdecken und Blümchen deuten auf ein Fest hin.
Wird der Himmel dicht halten?
Werden die Bewohner genügend Kuchen und Speisen vorbereitet haben?
Werden überhaupt Nachbarn kommen?
Fünf Minuten später die Überraschung: Die Nachbarschaft strömt von allen Seiten herbei und die Tischreihe für das Buffet muss erweitert werden, damit all die herrlichen Köstlichkeiten – bunt und kreativ gestaltet – Platz finden.
Wir freuen uns sehr. Wir, das sind die Ehrenamtlichen in der Eckenbach-Unterkunft, die zu FLEck e.V. gehören: Die Alltagsbegleiter und die geduldigen Sprachtrainer, die emsige Betreuerin für die schwangeren Frauen, die fündige Spendensammlerin für gebrauchte Haushaltswaren und der Fahrrad-Recycling-Profi sowie die Asylsozialberaterin der Caritas.
Ja, wir freuen uns über so viel Wohlwollen seitens der Bevölkerung, denn – zugegeben – manchmal bedrücken uns die abwehrenden Reaktionen mancher Einheimischer.
Auch in den Gesichtern der Flüchtlinge sind Freude und Stolz zu erkennen. Es ist, seit sie im Frühjahr hier angekommen sind, die erste gemeinsame Aktion, bei der sie sich und ihre Kochkünste zeigen können.
Nachdem der erste Appetit der 100 Anwesenden gestillt ist, fasst Harald Betz, der Kopf unserer Gruppe aus Alltagsbegleitern, wesentliche Infos zusammen:
59 Menschen wohnen in der Unterkunft, 21 davon sind Kinder. Sie kommen aus Syrien, Armenien, Aserbaidschan, aus dem Iran, Irak und aus der Ukraine. 2 Familien haben bereits eine Anerkennung für drei Jahre erhalten, das heißt, sie sind schon auf Wohnungssuche. Die anderen Flüchtlinge warten auf ihr Anerkennungsverfahren oder beginnen mit den Integrationskursen in Nürnberg.
Wir erzählen auch, warum wir uns engagieren. Jeder hat seine eigenen Gründe, aber gemeinsam ist uns wohl, dass wir bei dieser großen gesellschaftlichen Herausforderung nicht nur zuschauen, sondern mitwirken wollen – wach und besonnen.
Wir wollen mit unserem Beitrag als Ehrenamtliche ein Zeichen setzen gegen Resignation und Zweifel. „Wir machen einfach weiter“, scheint unser Motto zu sein – gerade auch dann, wenn wir selbst mal wieder verzweifeln an der Bürokratie oder auch an unterschiedlichen Tugenden: In manchen Ländern zählen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit einfach weniger als bei uns – und wir werden belohnt mit anderen Tugenden, wie beispielsweise der großen Gastfreundschaft.
Und so ist letztendlich eine win-win-Situation entstanden, die ein drittes „win“ enthält, nämlich unser kleiner Beitrag zu einem größeren Ganzen.
War es nur der einsetzende Regen, der die Menschen immer enger hat zusammenrücken lassen unter die Sonnenschirme? Lange sitzen wir noch beieinander, und auch Frau Dölle scheint den Kontakt mit den Alteingesessenen und den Neulingen zu genießen. Und am Ende ist es gar zu einem Deal zwischen selbstgemachtem syrischen Käse und fränkischen Eiern aus Illhof gekommen.