… die Sache mit der Post
(von Katharina)
Seit eineinhalb Jahren gebe ich Deutschunterricht für Flüchtlinge in Eckental.
Inzwischen verbindet mich mit einigen von ihnen eine Freundschaft und so kommt es auch immer wieder zu Gesprächen, deren Inhalt eine Mischung aus lustig, traurig und manchmal einfach nur unglaublich ist. Ein paar dieser Gespräche möchte ich hier weitergeben, weil ich auch schon viel von meinen Schülern gelernt habe und manche Sachen dadurch einfach besser verstehe.
Ich glaube, in so ziemlich jeder arabisch-muslimischen Familie gibt es einen Mohammed und deshalb nenne ich meinen Gesprächspartner in den Dialogen genauso, stellvertretend für alle, die mir jeden Tag den Stoff für diese kurzen Geschichten geben. Auch verzichte ich auf die Korrektur der oft gewöhnungsbedürftigen Satzstellung.
1. Gespräch: die Sache mit der Post (Teil 1)
Mein Schüler liest einen Text vor und hat große Mühe mit den deutschen Namen, wie z.B. Andreas Zilinski oder Frau Schmidthuber.
Mohammed: Also diese deutsche Namen sind wirklich Katastrophe, Katharina.
Katharina: Ach komm, eure Namen sind doch auch oft schwierig.
Mohammed: Nein, diese einfach! Zum Beispiel in meinem Dorf, ja, es gibt vielleicht 4000 Menschen,okay? Und ungefähr nur 15 Nachnamen.
Katharina: Was??? Nur 15 verschiedene Nachnamen? Und in jeder Familie gibt es mindestens einen Mohammed. Na da möchte ich nicht Briefträger sein.
Mohammed: (grinst übers ganze Gesicht) Das kein Problem. Wir haben keine Briefkästen.
Katharina: Wie: keine Briefkästen? Das gibt es doch gar nicht. Und wenn man z.B. irgendwohin muss, zur Polizei oder zum Rathaus oder die Stromrechnung bezahlen? Wie soll das denn funktionieren?
Mohammed: Dann jemand kommt und sagt: du musst mitkommen, oder wenn Rechnung von Strom nicht bezahlt ist: kein Strom mehr. Ende mit Strom bis Geld da ist. Das einfach oder?
Katharina: (ich bin sprachlos und versuche mir, Deutschland ohne Post vorzustellen – unmöglich) Das ist wirklich unglaublich….
Mohammed: (lacht so lange bis ich einfach nur noch mitlachen kann)
Ich verstehe jetzt, warum sie oft mit dieser Briefflut von allen Ämtern einfach nur überfordert sein können und eigentlich immer lieber alles im direkten Kontakt regeln wollen.