Die Herausforderungen in der Arbeit mit Flüchtlingen verändern sich, so stellten die Vertreter der Flüchtlingsinitiativen vom Landkreis Erlangen-Höchstadt einhellig fest. Der Zusammenschluss tagte am 23.1. im Sitzungssaal vom Rathaus Heroldsberg, um sich über aktuelle Trends, Themen und Veränderungen auszutauschen.
Während zum Beispiel vor zwei Jahren die Angebote von ehrenamtlich durchgeführten Sprachkursen für Flüchtlinge im Vordergrund standen, geht es heute um eine sinnvolle Nutzung der Bildungsangebote von staatlich geförderten Einrichtungen. Diese finden jedoch in den seltensten Fällen vor Ort statt, sondern in den Ballungsräumen wie Nürnberg, Erlangen oder Herzogenaurach. Lange Fahrtwege bis zu insgesamt drei Stunden täglich, wie von Eckental zur Berufsschule in Herzogenaurach zu Vorkursen in Deutsch, sind dabei in Kauf zu nehmen Bei vielen Bildungsangeboten müssen zudem die Flüchtlinge ihre Fahrtkosten selbst tragen, die im Vergleich zu ihrem Taschengeld enorm sind. Dank finanzieller Unterstützung der Flüchtlingsinitiativen ist die Wahrnehmung dieser Bildungsangebote manchmal überhaupt erst möglich. Auf die Anfrage bei Sozialministerin Frau Müller und bei Heimatminister Herr Söder, ob die derzeitige städtisch konzentrierte Bildungslandschaft und die damit verbundene finanzielle Benachteiligung für Flüchtlinge im ländlichen Raum gerechtfertigt ist, gibt es leider seit Mai 2016 keine Antwort.
Eine weitere große Herausforderung ist die Suche von Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge. So sind an einigen Orten die Flüchtlingsunterkünfte mit einem Drittel von Personen belegt, die sich darum bemühen endlich eigenen Wohnraum und damit Privatsphäre für sich und ihre Familien zu finden.
Herr Keßler von der Flüchtlingshilfe Heroldsberg stellte bei dem Treffen sein Konzept für die Vermittlung von Flüchtlingen in Arbeitsstellen vor. Die Integration in den Arbeitsmarkt erfordert eine intensive Begleitung durch Ehrenamtliche, von der Anerkennung der Zeugnisse aus den Heimatländern, über die Erstellung eines Lebenslaufs bis hin zur Berufsfindung und Bewerbung. Die Hilfe zur Selbstständigkeit in Deutschland erfordert jedoch die Infrastruktur von Computern, Druckern und Internet, die an vielen Orten nicht gegeben ist. So stellen Ehrenamtliche neben ihrer Zeit und Knowhow auch Arbeitsmittel und privaten Internetzugang zur Verfügung, was nicht ohne Risiken ist.
Fazit aus dem gemeinsamen Treffen der 17 Flüchtlingsinitiativen: Es gibt in der Begleitung der Geflüchteten immer noch viel für die Ehrenamtlichen zu tun, weil es viele Versorgungslücken im staatlichen System gibt. Nicht zu vergessen ist jedoch auch die Bedeutung von jeder Begegnung von Mensch zu Mensch – die kann kein System ersetzen.