„Ich fuhr am Freitagabend vor Schabbatbeginn zur Synagoge in Nürnberg in der Nähe des Nordostbahnhofs. Schon von weitem sah ich Menschen mit Lichtern in den Händen, die in einem weiten Bogen die Synogoge mit Lichtern gleichsam umhüllten. Über 1200 Menschen waren gekommen: Familien mit kleinen Kindern, jüdische Senioren aus der ehemaligen Sowjetunion, dunkel- und hellhäutige Menschen mit Kippa oder ohne, mit Kopftuch oder Mütze – gemeinsam standen wir auf gegen Antisemitismus und Gewalt. Es ist gut miteinander füreinander einzustehen – es hat mich getröstet angesichts der stummen Hilflosigkeit, die die Nachrichten an Yom Kippur in mir hervorgerufen hatten. Wir setzten ein Zeichen mit Lichtern gegen Gewalt in Worten und Taten und sangen das hebräische Lied vom Frieden: Hevenu schalom alechem. So begannen mit Sonnenuntergang die jüdischen Familien in ihrer Synagoge die Schabbatliturgie, sicherlich noch in Trauer und Entsetzen nach dem Anschlag an Jom Kippur – und dennoch geborgen von so vielen Menschen guten Willens mit Lichtern in den Händen.“
Als Antwort auf den menschenverachtende Gewaltakt eines Rechtsradikalen auf die jüdische Synagoge in Halle hatten das Bayerische Bündnis für Toleranz und die Evangelische Landeskirche Bayerns zu einer Menschenkette um die jüdischen Synagogen in München und Nürnberg aufgerufen.
Friederike Popp, 2. Vorsitzende FLEck e.V.