Am Freitag, 12. Mai 2023 fiel um 19.30 Uhr der Startschuss für die zukünftige Jugendabteilung „generationFLEck“ der Eckentaler Flüchtlingsinitiative FLEck e.V.
Alle Jugendlichen zwischen 16 und 27 Jahren sind eingeladen mitzumachen!
Gesucht werden neue Ideen für Integration und gemeinsame Aktionen, die Spaß und soziales Engagement verbinden. Zusammen was bewegen und auch von Anfang an selbst bestimmen, wie das aussehen kann und soll
Sprecherin und Ansprechpartnerin: Svenja Alwon, via Mail zu erreichen über svenja.alwon@fleck-ev.de
Kontakt auch über generationFLEck@fleck-ev.de
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Was bisher geschah:
Youngsters reFLEcktieren:
Theresa erzählt von ihren Erfahrungen (Januar 2021)
Corona Hürden
Ich gebe seit September zwei Mädchen aus dem Libanon Deutsch-Nachhilfe, je eineinhalb bis zwei Stunden. Am Anfang bin ich immer zu ihnen nach Hause gekommen, später sind wir auf FLEck Räume umgestiegen, das hat eine Lernatmosphäre geschaffen und unseren immer wieder auftauchenden logistischen Schwierigkeiten entgegengewirkt.
Yara (Name geändert) wohnt als 17 jährige bei ihrer Großfamilie, die aus vielen verschiedenen Altersgruppen besteht. Von Kleinkind über Teenager und Erwachsenen bis zu Personen mittleren Alter ist gefühlt alles abgedeckt und in ihrer Wohnung einen ruhigen Platz zu finden, hat sich schon als schwierig erwiesen. Deswegen sind wir auch auf das Interimsgebäude ausgewichen und später dann auf die Alte Kanzlei, damit sie nicht so weit im Dunkeln laufen muss. Ich habe sie auf dem Rückweg immer im Auto mitgenommen, aber als Vater oder Bruder ist man natürlich trotzdem besorgt.
Fatima (Name geändert), meine andere Schülerin, ist Mutter von zwei kleinen Kindern. Wir haben versucht die Nachhilfe so zu legen, dass die Kids währenddessen in der Kita sind. Das hat aber nicht immer geklappt. Zwei oder dreimal hat Fatima sie kurzerhand (nach Absprache mit mir) mitgebracht oder wir haben sie zusammen auf einem kurzen Spaziergang abgeholt. Jetzt mit der Notbetreuung und Online-Nachhilfe ist es nicht mehr ganz so einfach. …. ja, ich weiß: Corona, immer nur Corona…. Man sollte meinen, das würde irgendwann langweilig, aber der Virus hält uns nun mal weiterhin auf Trab. Seit dem Beginn des Lockdowns im Dezember durfte ich keine Präsenz-Nachhilfe mehr geben, da ich als FSJ-lerin hauptamtlich arbeite. Die Ehrenamtlichen dürfen weiterhin die Unterkünfte betreten, natürlich mit Maske und allem Pipapo.
Meine beiden Nachhilfeschülerinnen und ich sind derweil auf das Internet umgestiegen und werden mit ganz neuen Problemen konfrontiert: Früher konnten wir uns bei Unverständnis mit Hand und Fuß irgendwie verständigen, oder mit einer Zeichnung à la Montagsmaler. Aber jetzt sind wir froh, wenn das Internet ausreicht, um einen flüssigen Sprachanruf zu halten. Wir sehen also an guten Tagen die Reaktion des anderen und können dann darauf eingehen, ansonsten dümpeln wir so vor uns hin. Für mich ist es jedoch enorm wichtig, die Mimik zu sehen: oft erkennt man daran, ob ein bestimmtes Wort Probleme bereitet, ob der ganze Satz nicht verstanden wurde oder ob man weitermachen kann. Jetzt müssen wir uns immer gegenseitig darauf hinweisen und öfter mal nachfragen, weil man leider trotzdem nicht immer die gewünschte Rückmeldung bekommt. Man kennt das ja, eigentlich möchte man nicht zugeben, dass man es auch beim dritten mal nicht ganz verstanden hat und tut so, als wäre es klar, irgendwie wird man es dann ja schon rauskriegen. Oft lügt man sich dabei aber in die eigene Tasche. In diesem Fall kann es zu einer mittleren bis schweren Verwirrung führen und die ganze Stunde den Bach runtergehen lassen.
Wir probieren alles mögliche aus: Ich versuche über Videokonferenzen wie bei Jitsi oder Zoom meinen Bildschirm zu teilen, damit wir zusammen Arbeitsblätter bearbeiten können, beispielsweise Texte lesen und dann die Aufgaben machen. Ich habe daheim auch ein Whiteboard, aber dafür bräuchte ich einen Videoanruf. Viele Sachen drucke ich auch für die beiden aus, aber über den Laptop könnte man es in der Theorie so handhaben, dass wir beide das gleiche Bild sehen und ich Dinge markieren kann, die falsch waren. Ich lasse mir die Texte vorlesen und unterbreche bei groben Fehlern, aber durch die Zeitverzögerung, die teilweise auftritt, sind wir eigentlich schon zwei Sätze weiter.
Aber Not macht erfinderisch: Meine letzten Nachhilfestunden bestanden einmal aus 5 verschiedenen Anrufen mit Fatima, da die Verbindung zwischenzeitlich ausgesetzt hatte oder sie zu ihren Kindern musste. Und mit Yara ging es durch die Kombination von gleich zwei Medien, denn bei dem PC von Yara funktioniert das Micro nicht, also rufen wir uns zusätzlich über das Handy an und das stresst das Internet noch mehr. Mit Fatima bin ich noch nicht so weit: sie muss noch rausfinden wie ihr Internet am Laptop funktioniert. Oder so. Bin mir nicht ganz sicher, hab nach 5 mal fragen aufgegeben.Aber man kann zumindest nicht sagen, dass es langweilig würde: Es ist immer was Neues und wir lernen voneinander, ob das etwas über die unterschiedlichen Kulturen ist, eine gute Herangehensweise an Verständigungsprobleme oder der Umgang mit der Müdigkeit, die sich nach eineinhalb Stunden angestrengtem Lernen – und Lehren! – einschleicht. Am Ende des Tages habe ich das Gefühl, selbst etwas Neues gelernt zu haben und ich hoffe, dass es den beiden ähnlich geht.
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Theresa stellt sich vor: (im Oktober 2020)
„Mein Name ist Theresa, ich bin 18 Jahre alt und habe dieses Jahr mein Abitur gemacht. Ursprünglich wollte ich für ein Jahr ins Ausland, doch aufgrund der gegenwärtigen Situation habe ich beschlossen, mich sozial in der Region zu engagieren.
Nun mache ich ein FSJ, ein freiwilliges soziales Jahr, im Seelsorgebereich Neubau, mit Schwerpunkt im Pfarreienverbund Stöckach-Forth und bin in vielen verschiedenen Bereichen tätig:
Unter anderem arbeite ich im Kinderhaus Forth, werde bei den Sternsingern und der Kinder- und Jugendarbeit mithelfen, sowie die Solibrotaktion an den Grundschulen unterstützen. Des Weiteren werde ich einige Stunden pro Woche im Fleck e.V. tätig sein, der Flüchtlingsinitiative Eckental, und dort zum Beispiel Deutschnachhilfe geben.„
Theresa wird hier immer mal wieder von Ihren Erlebnissen und Erfahrungen bei FLEck e.V. erzählen.
Interview mit Ulrike Kögel, Sprachtrainerin (im März 2020)
geführt von einer Sozialpraktikantin
Hat die Arbeit als Ehrenamtliche beim FLEck e.V. Ihr Leben verändert?
Ulrike Kögel antwortete darauf, dass die Arbeit ihr Freude bringt und auch ihrem jetzigen Leben ein bisschen einen Sinn verleihen würde. Sie sei immer sehr offen, was die Arbeit angeht und interessiere sich für die Menschen aus den anderen Ländern. Man bekomme so viel mit, müsste sich aber emotional etwas abgrenzen, da auch Menschen kommen, die keine Aufenthaltserlaubnis bekommen werden.
Was war die schönste Reaktion auf Ihren Sprachkurs/Ihre Arbeit?
Generell freue es sie, wenn die Menschen gerne zu ihrem Kurs kommen. Beeindruckend fand sie, dass einer extra aus Erlangen gekommen ist, obwohl dieser kaum Fahrtkosten erstattet bekommt. Das bedeute ihr viel. Anfangs arbeitete sie mehr im Bereich der Freizeitgestaltung, wo es immer wieder schöne Reaktionen gab. Ein Beispiel war das OpenMind Konzert in Gräfenberg.
Was wünschen Sie sich für Ihren Sprachkurs in der Zukunft?
Sie wünsche sich das regelmäßige Kommen der Kursteilnehmer, da die zu ihr kommenden oftmals keine Integrationskurse bekommen oder an ihnen teilnehmen dürfen und daher nur wenige andere Chancen haben. Zudem wünscht sie sich für die Zukunft der Flüchtlinge, dass sie ihre Prüfungen schaffen.
Was motiviert Sie an dieser Arbeit?
Hauptsächlich motiviert sie die Freude am Kommen der Flüchtlinge.
Was war der Grund für Sie, beim FLEck e.V. anzufangen?
Der Grund für ihren Anfang beim FLEck e.V. war das Aufgeben des Berufes und die anschließende Suche nach etwas Sinnvollem. Zu der damaligen Zeit leitete sie einen Literaturkreis, wo einer der Personen nach Leuten suchte, die Ehrenamtliche beim FLEck e.V. werden wollten. Das motivierte sie und so fing es für sie an.
Zudem sagte sie, dass sie es schön fand, auch die anderen Ehrenamtlichen kennenzulernen, welche tolle, aufgeschlossene und sehr soziale Menschen seien.
Vielen Dank für das Interview!
Praktikumsbericht Sozialpraktikantin
In der Woche vom 09. bis 13. März 2020 konnte ich beim FLEck e.V. mein Sozialpraktikum absolvieren. Hier war mir besonders die Arbeit und der Umgang mit den Menschen wichtig und wurde auch nicht enttäuscht.
Am Montag erhielten wir direkt eine Einführung und wurden mit der Öffentlichkeitsarbeit vertraut gemacht. Ein sehr positiver Aspekt an dem Tag war die Asylsozialberatung, da man hier einen tieferen und weitreichenderen Einblick, als es in den sozialen Medien möglich ist, bekam.
Besondere Freude bereitete mir die „FleckAcademy“, sprich der Sprachkurs. Ich lernte sehr viele Menschen kennen und erhielt durch interessante Gespräche einen Einblick in andere Kulturen. Zudem nahm ich beim therapeutischen Reiten, der Jahreshauptversammlung, einem Spieletreff sowie einer Organisationsbesprechung, einem Kochtag der Flüchtlinge, dem Nachhilfeangebot und der Spendensortierung teil. Hierbei waren nur aufgeschlossene, hilfsbereite, freundliche und interessante Menschen vertreten.
Erschreckend war, was man bei den Nachhilfestunden und Sprachkursen merkte, wie wenig die Flüchtlinge ohne den FLEck e.V. unterstützt werden würden im Bereich der Sprache und einem Leben hier. Durch die Initiative wird eine besondere Vernetzung geschaffen.
Beim Besuchen der Flüchtlingsunterkünfte sprang einem direkt ins Auge, auf welch engen Raum die Menschen manchmal Jahre lang leben müssen und wie wenig sie eigentlich besitzen, besonders aus ihrem früheren Leben. Und trotzdem waren sie sehr gastfreundlich und allen Vorurteilen entgegen, die man finden kann, positive, engagierte und interessante Menschen. Besonders interessant war hier die Einladung einer irakischen Familie ihrem Frühstück beizuwohnen. Das bekannte Vorurteil, dass die Flüchtlinge nicht arbeiten wollen, stimmt nicht. Im Gegenteil. Die Menschen geben sich Mühe Deutsch zu lernen, jeder war bemüht um einen Job und die, die einen hatten, übernahmen auch Nachtschichten um anschließend (09:00 Uhr) im Deutschkurs zu erscheinen. Diejenigen, die keinen Job haben, arbeiten daran und leider wird dies vom Staat nur mit Einschränkungen unterstützt. Was mich gefreut und mir bewiesen hat, dass diese Arbeit nachhaltig ist, ist dass die Flüchtlinge, die auf eigenen Beinen stehen oder sogar selber noch Hilfe beanspruchen, diese an andere zurückgeben, sodass sie sich alle gegenseitig unterstützen.
Schulprojekt „Ehrenamt“
Telefon-Interview von Friederike und Anna aus der 8. Klasse mit Alltagsbegleiterin Martina
Wie sind Sie dazu gekommen, ein Ehrenamt auszuführen bzw. aus welchen Gründen?
Martina: „2015 sind wir aus dem Urlaub Heim gefahren und haben große Mengen an Leuten gesehen, die alle auf der Flucht waren. Da hat sich dann schon so eine Form von schlechtem Gewissen entwickelt, weil es einem selber so gut geht und viele Menschen keine Heimat mehr haben. Dann habe ich mir überlegt, was man so machen könnte um zu helfen und bin ich zu einer Infoveranstaltung von Fleck gegangen, die neue Mitarbeiter gesucht haben.“
Wie sind Sie zur Caritas gekommen?
Martina: „Die Caritas arbeitet sehr eng mit uns (Fleck e.V.) zusammen. Von der Caritas sind es drei Asylsozialberater, die uns unterstützen, uns Informationen geben und uns helfen bei Papierarbeit, da wir dieses Fachgebiet nicht studiert haben. Außerdem sind sie bei Treffen dabei und sind sehr wichtig für Fleck, ohne sie würde es gar nicht gehen.“
In welchem Bereich sind Sie tätig?
Martina: „Ich bin Alltagsbegleiter, das heißt, ich gehe mit Flüchtlingen auf Ämter, z.B. zum Ausländeramt, zum Jobcenter, zu Ärzten, zu Gesprächen bei Vermietern oder Arbeitgebern, zu Elterngesprächen, da wir auch sehr viele Kinder haben, die wir betreuen. Also man unterstützt sie, wo man kann. Diese Hilfe brauchen sie, weil in den Heimatländern vieles ganz anders geregelt ist. In Syrien gibt es z.B. keine Briefe, die mit der Post kommen.“
Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit?
Martina: „Also, mir gefällt mein Ehrenamt gut, da es sehr vielseitig ist. Man hat jeden Tag andere Dinge oder Probleme zu bewältigen, dadurch ist man ständig neu gefordert und lernt immer neue Leute und andere Kulturen kennen. Außerdem merkt man, dass es eine sehr sinnvolle Tätigkeit ist, weil man sehr schnell gute Ergebnisse erzielt. Gerade wenn Kinder hier gut zurechtkommen und schnell integriert werden, ist das ein sehr schöner Erfolg.“
Haben Sie schon mal ein bewegendes Erlebnis in Ihrem Amt erlebt?
Martina: „Also, bewegende Erlebnisse gibt es sehr viele, konkret fallen mir zwei dazu ein. Wenn Ramadan zu Ende ist, gibt es in Nürnberg ein sehr großes Zuckerfest, zu diesem kommen hunderte von Muslimen zusammen. Hierzu hat mich dann eine Familie mitgenommen. Für mich war es ganz spannend als nicht Muslima zwischen den ganzen Frauen auf dem Boden zu sitzen. Das fand ich sehr beeindruckend. Und einmal, als ich vom Urlaub zurückgekommen bin, kam mir die Mutter einer syrischen Familie entgegengelaufen und hat sich wahnsinnig gefreut mich wiederzusehen. Das war auch ein sehr ergreifender Moment für mich.“
Gibt es Fähigkeiten, die man für dieses Ehrenamt mitbringen muss?
Martina: „Hier spreche ich jetzt für mich, denn das sieht man ganz unterschiedlich. Ich finde, man muss grundsätzlich freundlich, humorvoll, tolerant, flexibel, offen für Neues und stabil sein. Außerdem denke ich, wenn man selbst sehr viele Probleme hat, ist es nicht das richtige Ehrenamt, weil man mit vielen schweren Schicksalen konfrontiert wird.“
Man trifft häufig die Meinung an, dass der Umgang mit Flüchtlingen schwierig sei, teilen Sie diese Meinung?
Martina: „Also am Anfang waren manche Sachen schon schwierig, da es z.B. ungewohnt ist, auf dem Boden zu essen oder keine Schuhe in der Wohnung zu tragen, aber, wenn man sich an die neuen Kulturen gewöhnt hat, kann man viele Dinge sehr positiv sehen, vor allem die Gastfreundschaft. Insgesamt betrachtet überwiegt das Positive, deshalb wäre es für mich ganz schlimm, wenn keine Flüchtlinge mehr in Eckental leben würden.“
Das Interview fand am 28. Oktober 2019 statt. Wir von FLEck e.V. freuen uns immer sehr, wenn sich SchülerInnen für unsere Arbeit interessieren und wir stehen gerne jederzeit Rede und Antwort.
Felix und Niclas, Sozialpraktikum März 2019 GymEck 10. Klasse
Praktikumsbericht
Ich habe hier mit einem Freund vom 11.03. bis zum 16.03.2019 mein Sozialpraktikum gemacht. Wir hatten beide schon von der FLEck ev. gehört und hatten beide großes Interesse an Flüchtlingsarbeit. Daher waren wir sehr erfreut, als wir die Praktikumsplätze bekommen hatten.
Am Montag, dem 11.03. ging es dann mit einer Einführung los, bevor wir einen Sprachkurs für Fortgeschrittene besuchten. Anschließend wurden uns alle Eckentaler Flüchtlingsunterkünfte gezeigt. Die restliche Woche besuchten wir vormittags jeweils abwechselnd einen Sprachkurs und FLEckchen, eine Art Krabbelgruppe, in die Frauen, die Deutsch lernten, ihre Kinder bringen konnten. An den Nachmittagen waren wir in einer Hausaufgabenbetreuung, beim therapeutischen Reiten, erhielten einen kurzen Vortrag über das Asylrecht, waren am Gleis 3 und besuchten eine geflohene Kurdin, die uns etwas über ihr Leben erzählte. Am Mittwochabend waren wir Gäste auf der Jahreshauptversammlung, auf der auch ein neuer Vorstand gewählt wurde. Am Samstag nahmen wir am Café FLEck teil.
Im Allgemeinen bemerkten wir, dass die Flüchtlinge sehr wenig Platz zum Leben haben. Teilweise haben bis zu 3 Personen in einem Zimmer gelebt. Außerdem waren alle, denen wir begegnet sind, sehr engagiert Deutsch zu lernen. Im Gegensatz zu den häufigen Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen haben alle versucht, einen Job oder eine Ausbildungsstelle zu finden, was leider nicht immer möglich war, da viele nicht angenommen werden und deswegen nicht arbeiten können.
5. Februar 2019: Unsere Bundesfreiwilligendienstleistende Tamara beschreibt ihre Tätigkeit
Tamaras Wochenbericht
Montag beginnt immer sehr geruhsam, ich fange nämlich erst mittags das Arbeiten an. Zuerst steht die Hausaufgabenbetreuung im Hort auf dem Plan. Dort helfe ich jeden Tag geflüchteten Kindern ihr erstes Schuljahr zu meistern. Nur am Freitag sieht es anders aus, da besuche ich eine große Familie, um mit den Kindern Hausaufgaben zu machen und etwas zu spielen. Leider sind viele geflüchtete Schüler auf externe Hilfe angewiesen, denn ihre Eltern können sie auf Grund mangelnder Deutschkenntnisse kaum unterstützen. Daher habe ich auch über die Woche verstreut noch drei ältere Nachhilfeschüler, die zum Teil schon auf die Berufsschule gehen. Mit ihnen gehe ich nochmal ihren Schulstoff durch und mache Übungen, die ich selbst entworfen habe. Dabei sind mir Lehrmaterialien aus dem Internet eine große Hilfe geworden.
Es gibt vor allem für die deutsche Sprache viele Internetseiten, welche die grammatikalischen Regeln gut erklären und viele Übungen anbieten. Dadurch kann ich auch vielen Geflüchteten bei ihren Sprachkursen helfen und sie auf Prüfungen vorbereiten. Fast jeden Tag treffe ich mich mit verschiedenen Frauen, um zusammen über die unnötige Komplexität der deutschen Sprache zu rätseln. Oft komme ich auch nur zum Reden vorbei, denn im Dialog kann gelerntes angewandt werden und sich Vokabeln besser verfestigen.
Drei- bis viermal die Woche betreue ich bei „FLEckchen“ mit ein paar Frauen Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis hin zu vier Jahren, das Angebot findet parallel zu einem FLEck-Sprachkurs statt. Damit haben deren Eltern die Möglichkeit, den Deutschkurs zu besuchen. Hier weiß man morgens nie, ob nur zwei oder aber zehn Kinder da sein werden und ob manche gerade einen schlechten Tag haben, was an Schreiattacken und Heulkrämpfen erkennbar ist. Jeder Tag im sogenannten „FLEckchen“ bringt also neue Erfahrungen und Herausforderungen mit sich.
Am Donnerstagnachmittag bin ich dann im Gleis 3 bei einem Treff für schon etwas größere Kinder. Die meisten befinden sich im Grundschulalter, es kommen aber auch einige Jüngere in Begleitung ihrer Eltern. Dieser Spielenachmittag ist ein Angebot des Jugendbüros und für alle Nationalitäten offen, hauptsächlich besuchen ihn aber geflüchtete Familien. Inzwischen sind wir dort um die 45 Menschen, weswegen es sehr laut und ein riesiges Gewusel ist. Jedes Mal wird etwas Warmes gekocht und es gibt Bastel- und Spieleangebote. Für den Einkauf der Essenszutaten bin ich ebenfalls verantwortlich.
Mittwoch findet immer die Sitzung des FLEck-Leitungskreises statt. Ich kann mich dann vorher mit anderen Mitgliedern über meine Schützlinge und die neuen Erfahrungen austauschen, um Rat fragen und neue Freundschaften unter den Kollegen pflegen. Während der Sitzung werden alle wichtigen Themen der Woche besprochen, neue Entwicklungen bei langwierigen Fällen mitgeteilt, ein Rundumblick über Geschehnisse der letzten Tage gegeben, sowie auf die kommenden Termine aufmerksam gemacht. Das ist so ziemlich meine entspannteste Arbeitszeit. Die Anwesenden verstehen sich die gut miteinander, sodass eine lockere Atmosphäre entsteht, in der auch immer herzlich gelacht wird.
In jeder Woche findet auch meist eine Einzelveranstaltung statt, zum Beispiel das FLEck-Café. Dort treffen sich nachmittags Geflüchtete, FLEck-Mitglieder und ehrenamtlich Interessierte zu einem Plausch auf Café und Kuchen. Für die Kinder gibt es parallel einige Bastelangebote. Ein andermal stand die Begleitung eines Gehörlosen zur Gehörlosenseelsorge auf dem Wochenplan. Gemeinsam sind wir mit dem Zug in die Stadt gefahren, damit er den Weg für die nächsten Male kennt und allein dorthin kommt.
Was auch oft ansteht sind Seminare, zu denen ich mich am Anfang meines Bundesfreiwilligendienstes eingeschrieben habe oder die mir durch neu gewonnene Kontakte zugetragen werden. Meist fahre ich dann zusammen mit Kollegen auf Fortbildungen zu Themen wie „Trauma bei Geflüchteten“, „Grenzen setzen“, „Die neue Rechte“ oder „Interkultureller Dialog“. Diese Workshops sind wertvolle Gelegenheiten, mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen und konkreten Input für meine Arbeit zu erwerben.
Meine Woche bei FLEck ist also mit regelmäßigen Terminen gefüllt, wird aber durch die Sonderveranstaltungen aufgelockert, sodass ich in keine Routine verfalle und meine Flexibilität in vielerlei Hinsicht gefordert ist. Jedes Wochenende bereite ich mich neu auf die kommenden Aufgaben vor und fiebere den Begegnungen mit neuen Menschen entgegen, als auch Geflüchteten und Kollegen, die inzwischen Freunde geworden sind.
Praktikumsbericht Leo
März 2018 Sozialpraktikum:
Die FLEckademy
Ein Themenbereich, den ich mir während meines Sozialpraktikums bei FLEck angeschaut habe ist die sogenannte „FLEckademy“, in der den Flüchtlingen mit Spielen und einfachen Beispielen Deutsch beigebracht wird. Da es vielen noch sehr schwer fällt, Deutsch zu sprechen, ist der Unterricht in zwei Teile geteilt. In der ersten halben Stunde wird alphabetisiert, also lernen die Anfänger die Grundlagen der deutschen Sprache und unser Alphabet. Danach beginnt der Sprachkurs für die Fortgeschrittenen, an dem die Anfänger trotzdem teilnehmen dürfen. Hier werden Themen wie Uhrzeit, Mathematik und praxisrelevante Dinge, wie zum Beispiel das Schreiben und Verschicken eines Briefes, behandelt. Die meisten Asylsuchenden in diesem Kurs sind weiblich und bringen ihre Kinder mit, die im selben Gebäude bei „FLEckchen“ betreut werden, damit die Eltern störungsfrei lernen können.
Bericht über das Sozialpraktikum
vom 7. bis 11. März 2016
In der letzten Woche habe ich mich beim Verein FLEck engagiert, der sich für Flüchtlinge in Eckental einsetzt. Er besteht nur aus Ehrenamtlichen, die zum Beispiel durch Alltagsbegleitung, Sprachkurse oder Kinderbetreung den Flüchtlingen ihr Ankommen in Deutschland erleichtern wollen.
Da ich immer so viel verschiedenes über die Flüchtlingssituation höre, aber selber noch nie wirklich Kontakt mit Flüchtlingen hatte, wollte ich sie selbst kennen lernen um mir eine eigene Meinung ohne Vorurteile bilden zu können, die sich also nur auf eigene Erfahrungen stützt.
Letzte Woche hatte ich dazu reichliche Möglichkeiten. Meine zwei Hauptbetätigungen waren das Aufpassen auf die Kinder und das Besuchen von Sprachkursen der Erwachsenen.
Fast jeden Vormittag habe ich in der Grundschule Eschenau auf Kinder aufgepasst, die noch keinen Platz im Kindergarten bekommen haben. Wir waren immer zu zehnt: Sechs Kinder, zwei Frauen von FLEck und ich mit meiner Freundin, die hier ebenfalls ihr Praktikum machte. Meistens war auch immer die Mutter eines Kindes dabei, da die Kleinen besser auf sie hören und sich auch sprachlich mit ihr verständigen können. Männer waren bei den jungen Kindern nicht erlaubt, da das in deren Kulturkreis nicht üblich ist. Und damit die Mütter ihre Kinder leichter abgeben, hat man vorerst in dieser Sache nachgegeben.
Nachmittags war dann dort die Nachhilfe für die Kinder, die schon die Grundschule besuchen. Hier waren dann auch Männer mit dabei.
Der Sprachkurs, den ich besucht habe, fand in einer der Flüchtlingsunterkünfte statt. Hier waren immer drei Ehepaare dabei, auf deren Kinder ich in der Grundschule auch aufgepasst habe. Dadurch war man dann so ziemlich mit der ganzen Familie bekannt. In diesem Kurs wurde ihnen meist nur Wörter von bestimmten Themenbereichen vermittelt, die sie im Alltag benötigen, beispielsweise die Namen der Kochutensilien, wie das Schulsystem hier funktioniert oder man einen Brief beschriftet. Die Frauen haben die Begriffe sehr schnell verstanden, wohingegen die Männer meist sehr schüchtern waren und kaum etwas in Deutsch gesprochen haben.
In dieser Woche habe ich sehr viele nette Menschen kennengelernt, die sich bis auf ihre Kultur kaum von anderen unterscheiden. Die Eltern und Kinder haben einen immer mit einem Händeschütteln gegrüßt oder verabschiedet, obwohl das eigentlich, vor allem für Frauen, in ihrer Kultur nicht üblich ist. Auch sind sie sehr fröhliche und aufgeschlossene Menschen, was man an der ausgelassenen Stimmung bei den Sprachkursen merkte, hier wird oft gescherzt und gelacht.
Auch hat mich der Zusammenhalt unter den Geschwistern sehr beeindruckt. Immer wenn Streit ausbrach, kam sofort das Geschwisterkind um den anderen zu unterstützen. Auch wenn jemand sich verletzt hat und weinte, war sofort Schwester oder Bruder da, um uns Betreuer weg zu schieben und denjenigen zu umarmen und zu trösten.
Schlimm war aber immer die Mittagszeit, denn die Kinder haben fast nur Ungesundes mitbekommen, wie Kuchen, Kekse und Süßigkeiten. Demnach sahen natürlich ihre Zähne aus. Auch kamen sie durch den vielen Zucker nie zur Ruhe, sodass es zum Ende hin oft anstrengend wurde.
Ein weiteres Problem war die Kleiderordnung. Meine Freundin hatte meist ein Top mit Jäckchen und Schal an. Manchmal ist ihr die Jacke beim Spielen mit einem Jungen oder beim Sprachkurs, wenn sie ein Wort an die Tafel geschrieben hat, leicht von einer Schulter gerutscht. Sofort fing das Kind an, die Jacke wieder hochzuziehen oder wurde, im Falle vom Sprachkurs, von der Leiterin darum gebeten. Dadurch hat sie sich sehr frivol/freizügig und schlecht gefühlt, obwohl ein Stück freie Schulter bei uns in Deutschland überhaupt nichts Schlimmes ist. Das wirft natürlich die Frage auf, wie dass im Sommer sei n wird, wenn die meisten Frauen nur kurze Hosen und Tops oder T-Shirts tragen werden.
Das ist eine der Situationen, denen ich als Politiker in der entsprechenden Position, versuchen würde entgegen zu wirken. Die Flüchtlinge müssen schneller mit unserer Kultur und Lebensweise vertraut gemacht werden. Man könnte Videos darüber drehen und auf YouTube hochladen, da sehr viele von ihnen Smartphones besitzen und Sozial Media Plattformen benutzen, auch Bücher oder Comics wären eine Möglichkeit.
Desweiteren sollte mehr Kontakt mit der Bevölkerung entstehen, dadurch kann man vielen der Vorurteile entgegenwirken. Auch brauchen die Flüchtlinge dieses Entgegenkommen um sich hier wohl zu fühlen.
Tamara, Klasse 10d Gymnasium Eckental
ARCHIV:
Hier finden Sie die Berichte von Marilena. Sie war unsere erste Bundesfreiwilligendienstleistende, kurz: „Bufdi“. Von August 2017 bis Mai 2018 war die 19jährige eine super engagierte und sehr hilfreiche Helferin, die an dieser Stelle unter der damaligen Rubrik „Marie reFLEcktiert…“ von ihren Erfahrungen und Erlebnissen bei FLEck e.V. erzählte.
1. Februar 2018
Vorstellung von FLEck in den siebten Klassen des Gymnasiums
Am Donnerstag, den ersten Februar besuchte Henning Hoffman, erster Vorsitzender von FLEck zusammen mit Claudia Blöchl, Mushvig A. und mir das Gymnasium Eckental, um uns und unsere Arbeit dort in den siebten Klassen vorzustellen.
Weil ich nicht die Zeit hatte, um in alle Klassen mitzukommen, da zur selben Zeit auch die Kinderbetreuung FLEckchen anlief, ging ich nur in eine von insgesamt fünf 7. Klassen mit. Dort setzten sich die Schüler mit uns in einen Stuhlkreis, was die Atmosphäre angenehmer machte. Zuerst stellte Henning Hoffman die Flüchtlingsinitiative FLEck e.V. und unsere Arbeit in dem Verein vor. Danach durfte auch ich etwas über meine bisherigen Erlebnisse und meine Aufgaben als Bufdi bei FLEck erzählen. Auch Claudia Blöchl stellte sich und ihre Arbeit als zweite Vorsitzende, z.B. als Koordinatorin von FLEckchen oder der Sportangebote, bei FLEck vor.
Daraufhin stellte sich Mushvig A. vor, der bereits vor sieben Jahren als Flüchtling aus Aserbaidschan nach Deutschland gekommen ist und zurzeit in Nürnberg lebt. Auch wenn er in seine Erzählungen zwischendurch immer mal wieder ein englisches Wort einbaut, spricht er schon sehr gut Deutsch. Mushvig berichtete uns von seinem Leben, dem Grund zu flüchten und seinem starken Glauben an Gott.
Sehr eindrucksvoll schilderte Mushvig wie es dazu kam, dass er zum christlichen Glauben konvertieren wollte. Es sprach stark gegen die Glaubensvorstellungen seiner Eltern, weswegen diese ihn mit gerade mal 20 Jahren nicht mehr sehen wollten. Daraufhin arbeitete Mushvig in einer amerikanischen Buchhandlung, die dafür bekannt war, dass Christen sie führten.
Eines Tages kamen Freunde von Mushvig in die Buchhandlung, in der er arbeitete und baten darum, die Toilette benutzen zu dürfen. Mushvig ließ sie herein und ahnte auf einmal Schlimmes. Kurze Zeit später drückten seine Freunde ihn zu Boden und griffen ihn mit einem Messer an. Er konnte entkommen und flüchtete.
Später erfuhr Mushvig, dass seine Freunde von der Regierung angeheuert worden waren, um ihn zu töten.
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass jeder im Raum sehr mitgenommen, aber auch beeindruckt war von seiner Lebensgeschichte. Was mich persönlich überrascht hat, war, dass diese siebte Klasse sehr ruhig war, während sie uns eine ganze Schulstunde über zugehört haben. Auch als die Schüler dann in die Pause durften, schienen sie immer noch über das nachzudenken, was der Geflüchtete ihnen soeben erzählt hatte.
12. Januar 2018
Eine „typische“ Woche als Bufdi bei FLEck
Der Anfang der Woche fängt für mich relativ entspannt an. Wie fast jeden Morgen betreue ich bei „FLEckchen“ Kleinkinder, deren Mütter an Deutschkursen teilnehmen, zusammen mit einer weiteren FLEck-Betreuerin. Teilweise mussten wir auch schon zu dritt auf 14 Kinder aufpassen, das kann man dann nicht mehr wirklich entspannt nennen, da man seine Augen wirklich überall haben muss: Die Kinder, die gerade so groß sind, um an die Türklinke zu kommen, wollen sofort zu ihren Müttern rennen, aber das müssen wir natürlich verhindern, da diese in Ruhe lernen können sollen. Es ist eine sehr lebhafte Bande und natürlich gibt es auch mal Streit: Das eine Kind nimmt dem anderen etwas weg, woraufhin es starkes Gebrüll gibt. Und noch ein Kind kann ein anderes nicht leiden und versucht ihm ständig einen Bauklotz auf den Kopf zu schlagen.
An so einem Vormittag ist man danach wirklich erschöpft, aber wenigstens hellwach. Montags und mittwochs übernehme ich eine Schicht von FLEck-Net, wo ich mit Flüchtlingen Bewerbungen und Lebensläufe schreibe oder etwas für sie kopiere beziehungsweise einscanne. Dienstags habe ich noch mehrere Einzeltermine mit den Flüchtlingen, um ihr Deutsch zu verbessern. Das ist auch für mich immer schön, da sie unseren Termin so gut wie nie vergessen und mir dann meistens etwas zu Essen oder Trinken anbieten. Mittwochs findet statt „FLEckchen“ unsere wöchentliche Sitzung des Leitungskreises von FLEck statt. Dort diskutieren wir gemeinsam die zurzeit wichtigen Themen und Probleme und versuchen diese zu lösen. Anschließend habe ich noch mit der zweiten Vorsitzenden ein Reflexionsgespräch, in dem wir über meine derzeitigen Aufgaben sprechen können. Danach betreue ich ein Kind bei den Hausaufgaben, was teilweise auch sehr frustrierend sein kann (ich glaube Grundschullehrerin wäre nicht mein Traumjob). Dabei wird sehr deutlich, wieviel Hilfe diese Kinder eigentlich in der Schule brauchen, da sich die meisten doch deutlich schwerer tun mit den Hausaufgaben, als diejenigen, die mit der deutschen Sprache aufgewachsen sind.
Donnerstag ist für mich der längste Arbeitstag der Woche. Nach FLEckchen habe ich noch mehrere Einzeltermine mit Flüchtlingen, bevor dann um 16 Uhr der Spielenachmittag im Jugendtreff Gleis 3 in Eschenau beginnt. Dort kommen jedes Mal bis zu 30 Flüchtlingskinder – teilweise auch mit Eltern – mit denen wir dann gemeinsam basteln und für das Abendessen kochen. Meistens hat man aber doch nicht den kompletten Überblick über alle und so kommt es des Öfteren auch einmal vor, dass man ein Kind suchen muss, weil es nach draußen gerannt ist. Dennoch kriegen wir es jedes Mal gut hin und am Ende dieses Tages darf man wirklich stolz auf sich sein.
Freitags habe ich einen Einzeltermin mit einer Frau, die ich mithilfe eines Arbeitsbuches versuche zu alphabetisieren, da sie in ihrem Leben noch keine Schule besuchen konnte. Ich habe gemerkt, dass mir die Arbeit mit ihr wirklich Spaß macht, da man so gut wie jede Woche ein Erfolgserlebnis hat. Denn mittlerweile kann diese Frau schon einigermaßen lesen, beherrscht die deutschen Zahlen und auch das Rechnen wird immer besser. Am Ende dieses Tages bin ich von halb drei bis halb sechs im Postclub in Forth, wo der Treff für die Grundschüler der dritten und vierten Klasse stattfindet. Auch hier ist es meistens ziemlich anstrengend, da wir bis zu zwanzig Kinder haben, auf die wir aufpassen müssen. Doch meistens ist die Hälfte immer draußen zum Fußball spielen, was alles etwas übersichtlicher macht.
Die Arbeit mit Menschen hat es sowieso an sich, dass jeder Tag anders ist als der vorherige: so verläuft die Woche immer ziemlich abwechslungsreich und macht mir viel Freude.
19. November 2017
Besuch bei einer Familie
Am Sonntag besuchten mein Freund und ich eine Familie aus dem Irak, die seit dem Brand in der Unterkunft „Schwane“, in der Klingenstraße wohnt. Die sechsköpfige Familie hatte uns eine Woche zuvor zum Mittagessen eingeladen. Da ich mit dieser Familie sehr viel zu tun habe, habe ich mich sehr darüber gefreut und die Einladung sofort dankbar angenommen. Um 13 Uhr kamen wir dort an.
Und wir waren gleich mittendrin – wir halfen beim Kochen, wo es ging und unterhielten uns prima dabei. Als das Essen dann fertig war und alle am Tisch saßen, staunten wir nicht schlecht: Die Familie hatte reichlich aufgetischt! Es gab eine große, auf dem Grill gebratene Scholle, zwei Salate, die zurzeit sehr beliebten Falafel, Pommes Frites und noch vieles mehr. Natürlich wollten wir von allem einmal probiert haben, was allerdings bedeutete, dass man von allem nicht viel essen durfte. Dies erwies sich als schwieriger als gedacht, da der Vater der vier Kinder uns so großzügig Fisch auf den Teller schaufelte, dass darauf kaum noch Platz für etwas anderes blieb.
Doch nach und nach schaffte ich es zu meiner Verwunderung doch, alles zu probieren. Es schmeckte einfach köstlich! Zum „Nachtisch“ gab es dann noch Obst und arabischen Kaffee. Dieser ähnelt dem uns bekannten Mokka sehr und war ebenfalls sehr lecker.
Wir unterhielten uns alle noch ein paar Stunden über alles mögliche. Unter anderem zeigten sie uns auch Bilder von ihren Kindern und erzählten uns von ihrer Flucht nach Deutschland. Dies nahm alle ziemlich mit. Die Bilder, die sie uns von damals zeigten, ließen uns eine bessere Vorstellung davon bekommen, wie es ist, wenn man sein eigenes Land und Zuhause verlassen muss und sich auf eine so große Reise mit kleinen Kindern begibt. Aber man kann sich meiner Meinung nach nicht wirklich vorstellen, was diese Familien bereits alles durchmachen mussten und leider teilweise auch heute noch tun.
Nach intensiven Gesprächenfuhren wir dann satt und voller neuer Eindrücke nach Hause.
Ich bin sehr glücklich, dass ich durch meine Arbeit solche Bekanntschaften knüpfen kann und hoffe auch, dass ich noch weitere private Begegnungen mit diesen großzügigen Familien erleben darf.
30. September 2017
Zoo-Besuch mit der „Eckenbachstraße“
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Fahrkarten-Automat der Deutschen Bahn machten sich 15 Flüchtlinge mit Kindern aus der Unterkunft in der Eckenbachstraße in Eckenhaid und fünf FLEckianern auf den Weg zum Tiergarten Nürnberg. Dieses Mal passten leider nicht alle zusammen in einen Bus, da wir 5 Kinderwägen mitnehmen mussten. Da der Bus aber alle 20 Minuten fuhr, war das kein Problem und schnell waren alle am Zoo angekommen.
Nachdem alle ihr Ticket bekommen hatten, versammelten wir uns kurz hinter dem Eingang für ein Gruppenfoto (das wir aus datenschutztechnischen Gründen hier nicht mehr veröffentlichen dürfen – sorry!). Danach liefen sofort alle los und uns war sofort klar, dass sich die Gruppe wahrscheinlich ein bisschen auflösen würde. Doch an der Delphinlagune trafen sich alle wieder, da zu diesem Zeitpunkt zufällig eine Show stattfand. Diese begeisterte nicht nur die Kinder, sondern auch uns Betreuer und auch die Eltern schienen viel Spaß beim Zuschauen zu haben.
Als die Seelöwen- und Delphinshow vorbei war, gingen alle weiter und machten an Bänken und Tischen Rast. Die Flüchtlinge hatten viel selbst gemachtes Essen dabei und baten auch uns Getränke und Essen, wie z. B. Fladen, kleine Frikadellen und Salat an. Als alle satt waren, ging es weiter in Richtung Raubtiergehege. Dort angekommen, wollten viele Kinder erst einmal überhaupt nicht mehr weiter gehen, da sie so fasziniert waren von diesen großen, starken Tieren. Trotzdem fanden wir uns einige Zeit später vor den Pinguinen und den Eisbären ein. Auch diese Tiere schienen besonders interessant zu sein.
Da die Familien auch gut ohne uns klar kamen, machten wir Betreuer uns danach auf den Heimweg und die Flüchtlinge konnten den Zoo noch alleine mit den anderen Familien erkunden.
Insgesamt war der Besuch ein schönes Erlebnis für alle. Die meisten Kinder und Erwachsenen waren noch nie in einem Zoo und so war es für viele etwas komplett Neues, die Tiere einmal von Nahem zu sehen.
Und es schien auch, als wären die Familien froh gewesen, mit allen zusammen einmal etwas gemeinsam unternehmen zu können.
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18. September 2017
„Kochen über den Tellerrand – Äthiopien„: Im Eckentaler Ferienprogramm wurde ein äthiopischer Kochkurs angeboten, der wie folgt angekündigt wurde:
„Wir reisen zusammen im Kochtopf nach Äthiopien. Gemeinsam mit Menschen aus diesem Land unternehmen wir eine kulinarische Reise und erfahren dabei, was und wie in Äthiopien gekocht wird.“
Und so fanden sich am Vormittag des 7. Septembers zehn Kinder mit Betreuern von FLEck in der Küche der Grundschule Forth ein. Diesmal waren drei Köche dabei: zwei Männer und eine Frau aus Äthiopien, die zur Zeit in der Unterkunft „Schwane“ in Eschenau wohnen. Im Gegensatz zum letzten Mal gab es nicht ein großes Gericht, sondern es wurden viele unterschiedliche Sachen gekocht. Da gab es Hühnchen mit Reis, zwei unterschiedliche Salate, eine Fleischsauce und auch die sogenannte „Fadhiira“:
Das ist eine Art Teigfladen und sieht genauso aus wie ein Pfannkuchen, nur dass man für dieses Gericht nur Wasser, Mehl und Salz benötigt. Die Fladen füllt man mit einer Mischung aus Tomaten, Zwiebeln und Eiern: sehr lecker!
Zum Nachtisch gab es noch zwei Obstsalate.
Auch diesmal gab es viel zu schneiden und mitzuhelfen, worüber sich die Kinder sehr freuten und eifrig dabei waren. Zu unserer Überraschung wurden besonders viele Zwiebeln und viel Knoblauch verwendet. Dies kam alles in eine Hackfleischsoße – doch beim Essen schmeckte man die ganzen Zwiebeln überhaupt nicht mehr, da die Soße lange genug gekocht hatte. Ein Junge war besonders tapfer: auch wenn seine Augen schon stark tränten, schnitt er tapfer weiter die Zwiebeln. Jeder im Raum bekam von den vielen Zwiebeln tränende Augen, obwohl der Raum ziemlich groß ist.
Ein Mädchen sammelte mit einer Betreuerin indes im Hof der Schule Blätter, Zweige und vieles mehr für die Dekoration des Tisches. Das Essen war auf zwei Tischen wie eine Art Buffet angerichtet und alle nahmen sich nacheinander. Da es so viele unterschiedliche Dinge zum Essen gab, musste man sich öfter etwas nehmen, um alles probiert zu haben, denn es hat nicht einmal alles auf einen Teller gepasst.
Zum Schluss blieb Einiges übrig, da es eben doch zu viel für 15 Leute war. Allerdings waren von den Favoriten wie der Fadhiira oder dem Hühnchen nichts mehr da: das schmeckte allen ganz besonders gut. Doch die Kinder hatten Brotboxen dabei, die sie mit dem restlichen Essen füllten, so dass sie zu Hause auch noch eine Kostprobe präsentieren konnten. Das Rezept von der Fadhiira haben wir aufgeschrieben und den Kindern mit nach Hause gegeben.
Mir schmeckte das Essen sehr gut und ich fand es besonders toll, dass es eine so große Auswahl gab, denn es kommt schließlich doch vor, dass einem ein Gericht nicht so schmeckt und dann ist es super, wenn es so viele unterschiedliche Dinge gibt, sodass am Ende wirklich jeder satt und zufrieden mit einem positiven (Geschmacks-) Erlebnis nach Hause gehen konnte.
5. September 2017
FLEck-Net
Am 14. August wurde das neue Projekt von FLEck eingeweiht. Es lautet „FLEck-Net“ und soll jedem – der diese Chance zuhause nicht hat – die Möglichkeit geben, in diesen mit fünf Computern bestückten Räumen zu arbeiten. Die Räume befinden sich gegenüber vom „Casino Lichtspiele“ in dem Gebäude der Sparkasse in Eschenau. Um den Besuchern auch bei Lebensläufen, Bewerbungen, bei der Wohnungs- und Arbeitssuche zu helfen, stehen zurzeit immer noch zwei Betreuer zur Verfügung, die die Flüchtlinge, aber natürlich auch andere Migranten und Deutsche unterstützen.
In der ersten Woche war es sehr ruhig in den drei Räumen, doch nach der Bitte an die Alltagsbegleiter, die Flüchtlinge ins FLEck-Net zu begleiten, wurden es von Tag zu Tag mehr Besucher und es wurde auch nie mehr langweilig. Der Eine ist auf der Suche nach einer Wohnung, der Andere möchte ein Anschreiben für seinen gewünschten Arbeitsplatz verfassen. Dabei brauchen die Menschen natürlich Hilfe, denn aller Anfang ist schwer und wir versuchen ihnen immer so gut es geht, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Bisher überwiegen bei der Besucheranzahl die Flüchtlinge, da diese in ihren Unterkünften keine Möglichkeit haben etwas auszudrucken oder zu scannen. Früher sind die Alltagsbegleiter oft mit den Geflüchteten zu sich nach Hause gefahren, um derartiges zu erledigen. So gesehen bietet FLEck-Net auch die große Chance, den Ehrenamtlichen ein bisschen Arbeit abzunehmen und wir hoffen außerdem, dass man den Menschen so mehr zur Selbstständigkeit verhelfen kann, da wir versuchen, ihnen nur bei dem Nötigen unter die Arme zu greifen und wir feststellen, dass sie es noch nicht alleine schaffen.
In Zukunft soll es nur noch einen Betreuer pro Öffnungszeit geben, damit mehr Termine angeboten werden können. Das Ziel ist es, in der Woche mindestens einmal vormittags, nachmittags, abends und auch samstags geöffnet zu haben. Die Öffnungszeiten werden bisher immer auf der Website von FLEck, in den Fenstern des Gebäudes und auch in den Flüchtlingsunterkünften ausgehängt, da sie in den Ferien noch variieren. Doch nach Schulbeginn sollen feste Öffnungszeiten gelten.
Auch wenn FLEck-Net noch keinen Monat geöffnet hat, kommt das Projekt doch langsam ins Rollen. Viele Flüchtlinge, die mit ihren Betreuern in FLEck-Net einmal waren, kommen nun auch alleine her, um sich helfen zu lassen, oder auch um sich beispielsweise Lernvideos anzusehen. Manche wollen sich auch erst einmal ganz alleine nach einer passenden Arbeit oder Wohnung umschauen.
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2. September 2017
Eine Veranstaltung des Arbeitskreises „Freizeit und Begegnung“ :
Tanzen und Bewegung für Frauen und Kinder
Dieses Mal fand das Tanzen am 30.08.2017 im Haus der Diakonie in Forth statt. Da dieses Gebäude direkt gegenüber von der Flüchtlingsunterkunft in der Bismarckstraße liegt, rechneten wir mit vielen Frauen und Kindern. Doch zu unserer Überraschung waren zwar viele Tanzbegeisterte anwesend, jedoch verhältnismäßig wenige aus der nahe gelegenen Unterkunft.
Ein Junge wollte auch unbedingt mittanzen, obwohl das orientalische Tanzen sonst nur die Frauen interessiert. Doch das störte den Kleinen nicht – im Gegenteil, er war die ganze Zeit mit vollem Einsatz dabei. Ein paar Mädchen hingegen schienen nicht sehr begeistert vom Tanzen und schauten lieber ihren Müttern, Schwestern oder Freundinnen zu. Da es an diesem Tag sehr warm war und der Raum nicht besonders groß, wurde es nach einiger Zeit auch innen sehr warm und vor allem stickig. Das sorgte dafür, dass einige Mädchen unmotivierter wurden und ich mich mit ihnen kurz nach draußen setzte, um wieder neue Energie zu schöpfen.
Ein Mädchen sorgte an diesem Tag für viel Aufregung, als sie sich an dem Vorhang am Fenster festhielt und der Vorhang samt Gardinenstange mit lautem Gepolter auf den Boden fiel. Aber ausser dem Schrecken ist der Kleinen nichts passiert.
Auch dieses Tanzen war wieder ein sehr schönes Ereignis, vor allem da diesmal sehr viele Frauen mit den Alltagsbegleitern aus der Unterkunft in Eschenau kamen und man merkte, dass jeder viel Spaß hatte, egal ob sie nun selber tanzten oder nur zusahen.
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21. August 2017
Bierkastenrutsche bei der Kirchweih Eschenau
Am Sonntag der Eschenenauer Kärwa wurde im Hof der Schwane (der Flüchtlingsunterkunft in Eschenau) wie in den letzten zwei Jahren zuvor eine Bierkastenrutsche und eine große Pinnwand mit Bildern und Infos zu FLEck e.V. aufgebaut.
Die Vorbereitungen liefen diesmal nicht ganz reibungslos: Beim Aufbau mussten wir feststellen, dass wir falsche Schrauben für die Bierkastenrutsche hatten und erst nachdem wir die Richtigen besorgt hatten, konnten wir die Rutsche fertig stellen. Aber dann konnte es losgehen: einmal quer über den ganzen Hof !
Anfangs waren besonders die Kinder aus der Schwane sehr begeistert von der außergewöhnlichen Rutsche. Doch dank des Laufzettels der Burschenschaft, den jeder Besucher der Kärwa bekommen konnte, um am Ende an einer Verlosung teilzunehmen, kamen auch immer mehr andere Kinder und Erwachsene vorbei. Denn eine der Aufgaben auf diesem Zettel war: „Einmal mit der Bierkastenrutsche rutschen“.
Den meisten hat es so viel Spaß gemacht, dass sie gleich zehn Mal hintereinander rutschten. Die gepolsterten Bierkästen sollten die Kinder nach dem Rutschen immer wieder zurück an den Anfang bringen, was größtenteils auch ganz gut geklappt hat.
Für den einen oder anderen zusätzlichen Adrenalinschub sorgten die kleinen Kinder, die sich des Öfteren still und leise heranpirschten und mit ihren Händen die Rollen der Rutsche anfassten. Wenn man dies erst bemerkte, wenn man ein Kind in einem Bierkasten losgeschickt hat, musste man sehr schnell sein, um die Kleinen in Sicherheit zu bringen! Wir konnten aber alle „retten“.
Die Laufzettel der Kinder unterschrieben wir jedes Mal mit „Fleckrutsche“.
Einen besonders lustigen Moment gab es natürlich auch wieder: Das kleine Baby von I. aus Syrien bekam von ihrer Mutter etwas von ihrem Softeis ab. Danach war ihr Gesicht vom Mund bis zu den Backen weiß. Als I. sie mit einem Taschentuch sauber machen wollte, lief sie in ihrem Lauflerngerät weg so schnell sie konnte. Teilweise legte sie sogar den Rückwärtsgang ein, um zu entkommen.
Als sich der Tag dann dem Ende neigte und wir die Rutsche wieder abbauten, kamen noch zwei Eltern auf mich zu, deren Kinder gerade noch gerutscht waren. Diese wollten von mir wissen, ob FLEck noch Hilfe braucht und sie erkundigten sich sehr interessiert nach der Arbeit des Vereins und den in Eckental lebenden Flüchtlingen.
Dies hat mich sehr gefreut, denn das hat für mich gezeigt, dass der Tag in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg war. Alle Beteiligten hatten viel Spaß. Mit der Bierkastenrutsche als Laufzettel-Station waren die Geflüchteten ein Bestandteil der Eschenauer Kirchweih: so wünscht man sich Integration. Und FLEck konnte wieder Aufmerksamkeit auf sich und seine Arbeit ziehen.
Für mich war gerade diese letzte Unterhaltung noch der Höhepunkt, denn ich habe währenddessen gemerkt, wie gut ich FLEck nun eigentlich schon kenne, obwohl ich gerade mal einen Monat dabei bin.
16. August 2017
Sommerfest von FLEck
Es war ein sehr heißer Tag: gut also, dass uns das Gleis 3 bei unserem Vorhaben so hervorragend unterstützte. Sie stellten uns Spielsachen für draußen, die Toiletten und Bierbänke zu Verfügung. Die Bierbänke stellten wir im Schatten des Gebäudes auf, sodass sich alle Beteiligten dort hinsetzen konnten.
Das Sommerfest von FLEck fand am Dienstag, den 15. August statt. Aus allen Flüchtlingsunterkünften Eckentals kamen Menschen, um mit zu feiern. Zum Spielen für die Kinder gab es unter anderem Dosenwerfen, Badminton und, was wohl am besten ankam, eine Art Wasserbahn, an der die Kinder mit kleinen Plastik-Schiffen spielten. Offensichtlich war es für die Erwachsenen auch ein großes Vergnügen den Kindern dabei zuzuschauen, wie sie immer wieder mit Eimern oder Plastikbechern Wasser holten, um die Bahn aufzufüllen.
Die Ehrenamtlichen hatten kleine Brezeln, Wassermelonen und Getränke besorgt, welche schnell aus waren, sodass Nachschub geholt werden musste.
Da der neue Spielplatz direkt neben dem Gleis 3 liegt, wollten auch viele Kinder dorthin gehen, aber die Erwachsenen wollten ihren schattigen Platz nur ungern verlassen. Doch auch in der direkten Nähe vom Gleis 3 waren genügend Spielsachen aufgebaut, die auch die Erwachsenen unterhielten, wie zum Beispiel ein aufgebautes Badminton-Netz.
Das Fest dauerte zwei Stunden lang, was auch genug war, denn an diesem Tag war es wirklich heiß und da man den Kindern doch das ein oder andere Mal hinterherrennen musste, war es auch sehr anstrengend. Aber besser so ein schöner Sommertag als Regenwetter, denn in diesem Falle hätte man das Fest absagen müssen.
Außerdem war es wirklich toll, dass von jeder Unterkunft Flüchtlinge da waren, denn so konnte jeder auch wieder neue Leute kennenlernen und die, die sich schon kannten, konnten sich so auch treffen und unterhalten. Schön war auch, dass man gesehen hat, wie toll sich die Flüchtlinge mit den Ehrenamtlichen und auch anderen Deutschen, die nicht bei FLEck aktiv sind, verstehen.
13. August 2017
Café FLEck
Am Samstag, den 12. August 2017 fand wieder das monatliche Café FLEck in der Pfarrscheune in Eschenau statt. Ich selber war zum ersten Mal dort und war sehr überrascht, wieviele Flüchtlinge, aber auch Deutsche anwesend waren. Doch laut den ehrenamtlichen Mitarbeitern von FLEck, die diese Veranstaltung schon länger organisieren, gab es sogar Tage, an denen über 100 Menschen kamen.
Die Ehrenamtlichen hatten Kuchen gebacken. Für 50 Cent konnte man sich ein Stück kaufen. Genauso viel haben auch die Getränke gekostet, nur Wasser war selbstverständlich kostenlos.
Für die Kinder gab es einen großen Tisch mit Ausmalbüchern und Buntstiften. Außerdem wurden kleine Spiele, Straßenmalkreide und Luftballons angeboten. Kaum hatten die Kinder einen Luftballon aufgepustet, bemalten sie diesen mit Filzstiften.
Im Garten bei der Pfarrscheune gibt es einen Sandkasten, den die Kinder auch freudig nutzten. Als dort jedoch Streit wegen eines Spielzeuges ausbrach, der nicht zu enden schien, wurden alle Kinder wieder reingeschickt.
Drinnen war die Stimmung sehr gut, alle unterhielten sich, während sie Kaffee und Kuchen genossen.
Für mich war es ein gutes Beispiel der Begegnung, denn mir wurde bewusst, dass sich an diesem Ort die Flüchtlinge sowohl mit anderen Geflüchteten, als auch mit Menschen, die schon länger in Eckental leben, redeten und lachten.
Es gab große Aufregung als die kleine Schwester von R. aus Versehen ihren Luftballon zerplatzen ließ. R. wollte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Selbst als einer der Ehrenamtlichen ihr einen Strauß aus den Blumen, mit denen die Tische dekoriert wurden, anbot, weinte R. bitterlich weiter. Doch irgendwann schien sie dafür nicht einmal mehr genug Kraft zu haben.
Nachdem alle gegangen waren, wurden die Tische und Stühle wieder aufgeräumt, abgespült, alle restlichen Kuchenstücke eingepackt und auch alle Spielzeuge für die Kinder wurden wieder weggeräumt.
Meiner Meinung nach ist das Café FLEck eine Veranstaltung, die jeden interessieren könnte und auch sollte. Das Café heißt jeden willkommen, der eine positive Einstellung gegenüber Flüchtlingen hat. Für mich war dieser Nachmittag ein voller Erfolg und ich freue mich schon auf das nächste Mal und auch auf den ein oder anderen neuen Besucher!
11. August 2017
Zoo-Besuch
28 Flüchtlinge besuchten mit sechs Betreuerinnen von FLEck e.V. am Dienstag den Tiergarten in Nürnberg. Ich war im Vorfeld für die Recherche nach günstigen Eintrittskarten und Fahrkarten zuständig. Da wir nicht sicher waren, ob die Familien für genügend Essen und Trinken sorgen würden, kauften wir noch ein paar Brezeln und nahmen auch noch mehr Wasser mit. Doch wie sich dann herausstellte, hatten alle sehr gut für sich gesorgt und baten sogar uns Helfern etwas zum Essen an. Der Bus, der uns zum Zoo bringen sollte, nahm die ganze Gruppe mit sämtlichen Kinderwägen mit: das war ganz schön eng! Ein syrischer Vater hatte sein Baby in einer Rückentrage und das kleine Mädchen hielt sich an den Halteschlaufen im Bus fest, was ein sehr lustiger Anblick für uns war.
Vor Ort stellte sich heraus, dass es sehr schwer werden würde, die ganze Gruppe beisammen zu halten. Ein paar Familien klinkten sich aus und schauten sich den Zoo alleine an. Es wurde auch ein Treffpunkt am großen Spielplatz ausgemacht, um wieder zusammen zurückfahren zu können.
Eines der schönsten Ereignisse dieses Tages war für mich die Delfin-Show. Auch die Kinder schien es sehr zu freuen (sie wollten anfangs nicht einmal mehr weitergehen) und sie wollten sogar auf dem Rückweg noch einmal bei den Delfinen vorbei schauen. Dort wunderten sie sich, warum die Tiere nun keine Kunststücke mehr machten.
Ein paar der Kinder mussten besonders im Auge behalten werden, da sie gerne durch die Gegend rannten und es als Spiel ansahen, wenn man ihnen hinterher rannte, um sie wieder einzufangen. Einmal konnte ich ein Mädchen gerade noch davon abhalten, über einen Zaun zu klettern, der uns von den Ponys trennte.
Zum Schluss entschieden sich zwei Familien, noch länger im Tiergarten zu bleiben, anstatt mit uns wieder heimzufahren. Da alle Familien aus der gleichen Unterkunft stammten, merkte man schnell, dass dieser Ausflug dem ganzen Haus zu Gute kommt, denn die Stimmung war sehr gut und die Familien verstanden sich sehr gut untereinander.
9. August 2017
Seminar für Umgang mit traumatisierten Kindern
mit dem Jugendbüro
Ein sehr eindrucksvolles Erlebnis für mich war auch das Seminar für den Umgang mit traumatisierten Kindern, an dem ich teilnehmen durfte.
Zehn TeilnehmerInnen wurden darüber unterrichtet, wie genau ein Trauma eigentlich im Gehirn entsteht, welche Symptome es dafür gibt und wie man mit traumatisierten Kindern umgehen kann.
Eine außerordentlich große Gefahr sorgt dafür, dass der Normalzustand, in dem alle Gehirnteile (Großhirn, Mittelhirn und Stammhirn) zusammenarbeiten, überschritten wird, wodurch das Großhirn abgeschaltet wird, welches für das Denken verantwortlich ist. Denn Nachdenken könnte u.U. zu lange dauern, um sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen zu können – ein Überbleibsel aus früheren Zeiten.
Durch einen sogenannten „Trigger“, was zum Beispiel eine besondere Farbe, ein Geruch oder ein Geräusch sein kann, wird das Kind an das traumatische Erlebnis erinnert. Die löst erneut eine Überreizung aus, woraufhin das Großhirn „automatisch“ wieder abgeschaltet wird. Das Kind weiß also nicht, was es tut, es handelt instinktiv nach einem individuellen Notfallplan.
Es gibt viele verschiedene Symptome für eine Traumatisierung: Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Aggression, Selbstverletzung, Abwesenheitszustände und noch viele mehr. Selbst Klauen oder Lügen kann ein Symptom sein.
Um mit der „aggressiven Dysregulation“ als Betreuer umgehen zu können, muss man sich zu erst einmal selbst beruhigen, denn die Wut des Kindes überträgt sich auch schnell auf den eigenen Körper. Danach sollte man zunächst Hilfe holen und selber Abstand halten. Was mir jedoch überhaupt nicht klar war: man muss dem Kind eine „Fluchtraum“ freihalten. Wichtig ist also, das Kind nicht festzuhalten, auch wenn man das tun würde, um das Kind zu beschützen. Doch das Kind befindet sich gerade innerlich auf der Flucht und die Tatsache, dass es nicht fliehen kann, verschlimmert die Situation nur.
Eine gute Vorsichtsmaßnahme ist auch, mit dem Kind (wenn es wieder im Normalzustand ist) ruhig darüber zu reden, was ihm vielleicht helfen könnte, wie zum Beispiel ein Lieblings-Spielzeug oder ein Anti-Stress-Ball. Diese Dinge kann man dem Kind dann in so einer Situation geben, um es zu beruhigen. Damit kann man einer Eskalation vorbeugend entgegen wirken und dem an sich hilflosen Kind (es kann in dieser Situation nicht aktiv agieren, zum Teil erinnert es sich noch nicht einmal daran) außerdem das Gefühl geben, an einer Lösung aktiv teilnehmen zu können.
Für mich war dieses Seminar sehr aufschlussreich, denn ich hatte keine Ahnung wie so ein Trauma entsteht und was es mit den Betroffenen tut. Doch wenn man weiß, was in dem Inneren der Kinder vorgeht, ist es wahrscheinlich leichter, in diesem Moment angemessen zu reagieren und die Situation in den Griff zu bekommen. Außerdem trifft mich nun eine eventuell heikle Situation nicht vollkommen unvorbereitet.
7. August 2017
Syrischer Kochkurs
„Kochen über den Tellerrand – Syrien“
Die Flüchtlinge M. Und N. leiteten den Kochkurs des Eckentaler Ferienprogramms, der von dem Arbeitskreis „Freizeit und Bewegung“ organisiert wurde.
Die Nachfrage nach dem Kochkurs war groß, selbst die Warteliste war voll. Doch diese kam gar nicht zum Einsatz, denn alle Kinder, die angemeldet waren, erschienen pünktlich. Insgesamt waren zehn Kinder und fünf Betreuer anwesend.
Kaum waren alle Kinder anwesend, ging es auch schon los. Die Köche fingen gleich mit dem Schneiden von Gemüse an und zeigten den Kindern, wie sie es am besten machen sollten.
Man merkte schnell, dass die beiden wirklich gute Köche waren, sie hatten sogar ihre eigenen Messer dabei. Sie konnten auch die richtige Schneidetechnik anwenden, die ich sonst nur aus dem Fernsehen von guten Köchen kannte.
Außerdem hatten sie statt Hackfleisch Rinderfilet gekauft, um dieses dann säuberlich klein zu hacken. Laut M. machte das das Fleisch weicher. Es war ebenfalls von Vorteil, dass beide schon gut Deutsch sprechen und verstehen konnten.
Die Kinder waren eifrig dabei, Paprikas, Kartoffeln, Auberginen und Tomaten mit dem Messer auszuhöhlen. Wieder andere schnitten das Gemüse für den Salat. Das Gericht, welches die beiden Flüchtlinge ausgesucht hatten, heißt „Dolma“.
Da das gefüllte Gemüse circa eine Stunde kochen musste, beschäftigten sich die meisten Kinder damit, draußen spielen zu gehen. Immer wieder kamen die Kinder wieder herein, um zu fragen, wann es denn nun endlich Essen gebe. Als es dann tatsächlich Essen gab, waren die Kinder eifrig damit beschäftigt, den Tisch zu decken und ihn zu dekorieren. Daraufhin genossen alle das leckere Essen. Zum Nachtisch zauberten die zwei Köche uns dann noch leckere Crepes, von denen besonders die Erwachsenen beeindruckt waren, da sie nur drei Eier auf ein Kilo Mehl und einen Liter Milch verwendeten. Dadurch werden die Pfannkuchen besonders dünn und lecker.
Damit die Kinder das Rezept des Hauptgerichtes mit nach Hause nehmen konnten, diktierte mir M. die Zutaten und die Zubereitung des Gerichtes, damit ich es aufschreiben konnte. Eine Betreuerin fuhr dann noch schnell nach Hause, um das Rezept für alle Kinder zu kopieren.
Lust zum Ausprobieren?
5. August 2017
Eine Veranstaltung des Arbeitskreises „Freizeit und Begegnung“ :
Tanzen und Bewegung für Frauen und Kinder
Es war ein regnerischer Tag, was uns zweifeln ließ, ob überhaupt jemand kommt, denn für die Flüchtlinge ist es meist nur möglich mit dem Fahrrad von Eschenau nach Forth zu fahren. Es kam sogar die Überlegung auf, ob man das Tanzen nicht lieber auf einen sonnigeren Tag verschiebt. Doch zu unserer Überraschung kamen nach einer knappen halben Stunde noch zwei Mütter mit ihren Kindern.
Dann ging es richtig los. Ulla leitete das orientalische Tanzen an. Ihre Bewegungen ließen darauf schließen, dass sie schon lange tanzt und ich glaube, keiner hätte es besser hingekriegt als sie.
Ein syrisches Mädchen war besonders gut dabei. Sie stand ganz vorne und machte die Tanzbewegungen für ihr Alter perfekt nach und ihr Hüftschwung war einwandfrei. Auch die beiden Mütter hatten sichtlich Spaß bei der Sache, auch wenn sie sich beide ab und zu um ihre Babys kümmern mussten. Aber selbst die fast einjährige Jasmin hat „mitgemacht“: Das kleine Mädchen lag am Boden und hat zum Takt mit gewippt, was zu Erheiterung allerseits beitrug. Ein anderes Mädchen hingegen war vom Tanzen nicht besonders beeindruckt und rannte lieber durch alle Räume und Leute hindurch. Doch es gab auch eine Kinderbetreuung, die gut lief.
Die Musik war teilweise orientalisch und modern, was ich als sehr gut empfand. Denn es hat mich ziemlich überrascht, dass man auch zu diesen Liedern so tanzen konnte und dazu sah es auch noch sehr gut aus!
Zum Schluss gab es dann noch eine Tanzanleitung von einem der syrischen Mädchen. Für mich war das ein sehr toller Abschluss für die gelungene Veranstaltung. Denn man hat gemerkt, dass es dem Kind richtig Spaß gemacht hat, uns ihre Tanzschritte zu zeigen, die wir versuchten nachzuahmen.
Ich habe vorher noch nie orientalisch getanzt, obwohl mir tanzen an sich wirklich Freude bereitet. So ließ ich mich nach und nach mitreißen und tanzte einfach mit. Da die Stimmung so gut war und fast jeder mitmachte, hat mir das wahnsinnig Spaß gemacht. Ich freue mich wirklich schon auf das nächste Tanzen und bin froh, dass ich dabei sein durfte und auch weiter darf.
Erster Eintrag: 4. August 2017
Meine ersten zwei Wochen als Bundesfreiwilligendienstleistende (dafür gibt es auch eine wunderschöne Abkürzung: Bufdi) bei FLEck e.V. waren sehr spannend. Und ich kann jetzt schon sagen:
Es ist wahrscheinlich der abwechslungsreichste Job, den ich bisher kennenlernen durfte. In nur zwei Wochen habe ich schon in vielen Bereichen der Eckentaler Flüchtlingsinitiative mitgearbeitet:
Ich habe bei „FLEckchen“ auf die Kinder aufgepasst, Spielsachen eingekauft, den Grundschülern Nachhilfe in Deutsch und Mathe gegeben.
Damit auch die Mütter der Kinder nicht zu kurz kommen, habe ich mit ihnen Deutsch geübt, während ihre Kinder um uns herum geturnt sind.
Ich habe auch in den Spieletreffs des Jugendbüros im Gleis 3, dem Postclub und beim Festival im Park ausgeholfen.
Ich durfte mich dem Gemeinderat im Rathaus, bei den Arbeitskreisen „Alltagsbegleitung“ und „Freizeit und Begegnung“ vorstellen und war bei der Klausurtagung des Leitungskreises von FLEck dabei.
Eine tolle Erfahrung war auch das von dem Arbeitskreis Freizeit und Begegnung organisierte Tanzen. Die Mütter und die meisten Kinder waren sofort dabei, selbst das Baby einer Mutter hat mit getanzt – so gut es konnte.
Vielleicht sollte ich mich noch vorstellen:
Ich bin Marie, bin 19 Jahre alt und habe kürzlich mein Abi gemacht. Um die Zeit zu meiner bevorstehenden Reise im Mai nächsten Jahres zu überbrücken, habe ich mich für diese Arbeit entschieden.
Aufgrund der aufregenden Erlebnisse bisher, freue ich mich wirklich auf meine weitere Arbeit als Bufdi bei FLEck und werde hier immer wieder davon berichten.