Ich habe versucht mir vorzustellen, wie das wohl wäre: mein Haus wurde gerade von einer Bombe zerstört – genau wie alle anderen um uns herum. Ich versuche gemeinsam mit meinem Mann uns und unsere Tochter in Sicherheit zu bringen. Dafür flüchten wir in ein Land, in dem keine Bomben fallen, wo Frieden und Wohlstand herrscht. Wir werden aufgenommen und landen in einer Notunterkunft: mit 80 anderen Menschen, die wir nicht kennen, schlafen wir in einer Turnhalle. Dann fährt uns ein Bus zu einem Haus, in dem wir die nächsten Monate leben sollen, bis eine fremde Regierung entscheidet, ob wir bleiben dürfen. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich spreche die Sprache nicht, kann die Schrift nicht lesen. Ich bin zwar dankbar für jede Unterstützung, aber es ist gleichzeitig auch ein schrecklich demütigendes Gefühl auf Hilfe von Menschen angewiesen zu sein, die ich nicht kenne: schließlich habe ich mein Leben bis jetzt gut im Griff gehabt, hatte eine Ausbildung, Arbeit, Pläne, Träume… Und jetzt scheitere ich bei einer Fahrt von A nach B, weil ich nicht weiß, wo Bus oder Bahn fährt, wie ich den Fahrplan lesen soll, wie ich eine Fahrkarte löse, was das Geld wert ist, und und und…
So richtig vorstellen kann man sich das nicht, glaube ich, aber man kann erahnen, was Flüchtlinge durchmachen. Stellen Sie sich vor: Ihr Haus wurde gerade von einer Bombe zerstört…
FLEck Vorstand
P.S.: Diese Zeilen wurden im Januar 2015 geschrieben. Leider sind sie im Jahr 2022 aktueller denn je.